Wilhelm Reich / Hör zu, kleiner mann
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Wilhelm Reich


HÖR ZU, KLEINER MANN



- Ausgewählte Auszüge -














    Die Auswahl der Auszüge und die Verwendung unterschiedlicher Farben an verschiedene Textstellen zielen darauf ab, wichtige Aspekte des Buches hervorzuheben. Selbstverständlich ersetzen die Auszüge, so bedeutend sie auch sein mögen, nicht die vollständige Lektüre.







  – Mögliche Rechtschreibfehler können aufgrund einer problematischen Eingabedatei auftreten –









  Sie nennen dich "kleiner Mann", "einfacher Mann"; sie behaupten, ein neues Zeitalter habe begonnen, das Zeitalter des "einfache Mannes". Nicht du behauptest das, kleiner Mann. Es sind vielmehl sie, die Vizepräsidenten großer Nationen, hohe Arbeiterführer, reuige Söhne aus bürgerlichen Familien, Staatsmänner und Philosophen. Sie geben dir eine große Zukunft, fragen aber nicht nach deiner Vergangenheit.
  Du bist der Erbe einer schrecklichen Vergangenheit. Deine Erbschaft ist wie ein glühender Diamant in deiner Hand. Das sage ich dir.
  Jeder Arzt, jeder Schuster, Mechaniker oder Erzieher muß seine Fehler und Grenzen kennen, wenn er seinen Beruf richtig ausüben und seinen Lebensunterhalt verdienen will. Seit einigen Jahrzehnten spielst du schon eine führende Rolle auf dieser Welt. Von deiner Denkweise und deinen Handlungen hängt die Zukunft der Menschheit ab. Doch deine Lehrer und Meister klären dich nicht auf, wie du in Wirklichkeit denkst und was du bist; niemand wagt, jene Kritik an dir auszusprechen, die dich in die Lage versetzen könnte, dein Schicksal selbst zu bestimmen. Du bist "frei” in nur einem Sinne: frei von der Schulung, dein Leben selbst zu lenken, frei auch von Selbstkritik.


  ...Der kleine Mann will nicht die Wahrheit über sich selbst hören. Er will die große Verantwortung nicht, die ihm zukommt. Er möchte am liebsten ein kleiner Mann bleiben oder ein kleiner großer Mann werden.


  ...In anderen Ländern, weit von hier, haben kleine Männer eifrig studiert, wie du darauf aus bist, der Sklave von irgend jemand zu werden. Sic haben daraus gelernt, wie man ohne große geistige Anstrengung ein kleiner großer Mann werden kann. Diese kleinen großen Männer kommen aus deinen Reihen, nicht aus Palästen und Herrenhäusern. Sie haben wie du gehundert und gelitten. { Automatische Übersetzung aus dem Englischen mit möglichen Fehlern: Sie verkürzen den Prozess des Meisterwechsels. }
  Sie haben gelernt, daß hundert Jahre der harten intelektuellen Arbeit für deine Freiheit, des persönlichen Opfers für dein Glück und der Selbstaufgabe für deine Befreiung ein zu hoher Preis für deine neuerliche Versklavung waren. Was wirklich große Freiheitsdenker in hundert Jahren unter Leiden ausgedacht und entwickelt hatten, konnte in weniger als fünf Jahren wieder zerstört werden. Die kleinen Männer aus deinen Reihen kürzen deshalb den Prozeß ab: sie handeln offener und brutaler. Ja, sic erklären dir sogar in wortreichen Reden, daß du und dein Leben, deine Familie und deine Kinder nichts wert sind, daß du dumm und unterwürfig bist, daß man mit die machen kann, was einem einiällt. Sie versprechen dir nicht deine persönliche Freiheit, sondern nationale Freiheit.
  Sie versprechen dir nicht menschliches Selbstvertrauen, sondern Respekt für den Staat, nicht persönliche , sondern nationale Grösse. Da "persönliche Freiheit" und "persönliche Größe" für dich nur vage Konzepte sind, während "nationale Freiheit" und "die Interessen des Staates" dir das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen wie ein Knochen den Hund, applaudierst du ihnen lautstark.


  ...Du bist krank, sehr krank, kleiner Mann. Es ist nicht dein Fehler. Doch es liegt in deiner Verantwortung, von dieser Krankheit loszukommen.


  ...Ich weiß, daß das, was du "Gott" nennst, tatsächlich existiert, allerdings nicht so, wie du dir es vorstellst, sondern als kosmische Ur-Energie im Universum, als deine Liebe in deinem Körper, als deine Aufrichtigkeit und dein Empfinden der Natur innerhalb und außerhalb deinerselbst.



  ...Ich habe sehr große Angst vor dir, kleiner Mann. Das war nicht immer so. Ich selbst war ein Kleiner Mann unter Millionen Kleiner Leute. Dann wurde ich Naturwissenschaftler und Psychiater und ich fand heraus, wie sehr krank du bist und wie gefährlich In deiner Krankheit. Ich mußte rekennen, daß es deine eigene emotionale Krankheit ist und keine äußere Macht, die dich jeden Augenblick unterdrückt, selbst dann, wenn kein Druck von außen da sein sollte. Du hättest schon lange die Tyrannen gestürzt, wärest du innerlich am Leben und gesund gewesen. Deine Unterdrücker kommen aus deinen eigenen Reihen, so wie sie einst aus den oberen Gefilden der Gesellschaft kamen. Sie sind sogar noch Kleiner als du selbst, Kleiner Mann. Denn es bedarf schon eine i gehörigen Portion von Kleinheit, dein Elend aus eigener Erfahrung zu kennen und dann dieses Wissen dazu zu benutzen, dich noch besser, noch härter zu unterdrücken.
  Du hast kein Wahrnehmungsorgan für den wahrhaft großen Mann. Seine Lebensweise, sein Leiden, seine Wünsche, sein Zorn, sein Kampl - alles für dich - sind dir fremd. Du kannst nicht begreifen, daß es Männer und Frauen gibt, die unfähig sind, dich zu unterdrücken oder auszubeuten, die vielmehr aufrichtig wünschen, daß du frei, echt und ehrlich bist. Du magst diese Männer und Frauen nicht, denn sie sind deinem Wesen fremd. Sie sind einfach und geradeheraus: für sie ist Wahrheit, was für dich Berechnung ist. Sie ergründen dich nicht mit Spott, sondern schmerzlich berührt vom Schicksal des Menschen: du aber fühlst dich durchschaut und witterst Gefahr. Nur dann, Kleiner Mann, spendest du ihnen Beifall, wenn viele andere Kleine Leute dir sagen, daß diese großen Männer groß sind. Du fürchtest den großen Mann, weil er dem Leben so nahe ist und es liebt. Der große Mann liebt dich ganz einiach als Kreatur, als ein lebendes Wesen. Er möchte dich nicht leiden sehen, so wie du Tausende von Jahren gelitten hast. Er möchte dich nicht plappern hören, wie du das seit Jahrtausenden tust. Er möchte dich nicht als Lasttier sehen, weil er das Leben liebt und es freihalten möchte von Leiden und Schande.
  Du treibst wirklich große Männer bis zu dem Punkt, wo sie dich verachten, wo sie, gequält von dir und deiner Kleinlichkeit, sich zurückziehen, wo sie dich meiden und, was das Schlimmste ist, dich zu bemitleiden beginnen. Solltest du, kleiner Mann, ein Psychiater sein, etwa ein Lombroso, so stempelst du den großen Mann einfach als eine Art Kriminellen ab, oder als Verbrecher, der rückfällig wurde oder als Psychopathen. Denn der große Mann sieht nicht wie du das Ziel des Lebens in der Anhäufung von Geld oder in der sozial akzeptablen Heirat seiner Töchter oder in einer politischen Karriere oder in akademischen Titeln oder im Nobelpreis. Gerade deshalb, weil er nicht so ist wie du, nennst du ihn genial oder abartig. Wohingegen er bereit ist zuzugeben, daß er kein Genie ist, sondern einfach ein Lebewesen. Du nennst ihn "asozial", weil er das Arbeitszimmer oder das Laboratorium dem leeren Geschwätz deiner "geselligen Zusammenkünfte" vorzieht. Du nennst ihn verrückt, weil er lieber sein Geld für wissenschaftliche Forschung ausgibt als damit Pfandbriefe und Aktien zu kaufen. Du maßt dir in deiner bodenlosen Verkommenheit an, den einfachen, ehrlichen Mann "anormal" zu nennen, im Vergleich zu dir selbst, dem Prototyp der "Normalität", dem "homo normalis". Du mißt ihn mit deinen kleinlichen Maßstäben und findest, daß er nicht deinen Erwartungen von Normalität entspricht. Du merkst nicht, kleiner Mann, daß du ihn, der dich liebt und dir helfen will, aus dem gesellschaftlichen Leben heraus treibst, weil du dieses unerträglich werden ließest.


  ...Nachdem du also den großen Mann in die Einsamkeit verbannt hast, vergaßest du einfach, was du ihm angetan hast. Du fuhrst fort, weiter Unsinn zu verbreiten, noch eine kleine Gemeinheit zu begehen, jemandem nochmals eine tiefe Wunde zuzulügen. Du vergißt einfach.


  ...Er möchte gerne wissen, was dich dazu treibt, Dinge wie diese zu tun: .... zu nehmen, wo man dir gibt und zu geben, wo man von dir fordert, doch nie zu geben, wo man dir mit Liebe gibt; dem Mitmenschen, der bereits am Boden liegt oder zu Boden geht, nochmals einen Tritt zu geben; zu lügen, wo die Wahrheit notwendig wäre, und stets die Wahrheit anstatt die Lüge strafrechtlich zu verfolgen. Stets bist du auf der Seite der Verfolger, kleiner Mann.



  ...Der Beweis: deine Freunde, die so redeten, wie du es von ihnen wolltest, waren nie große Männer.
  Du glaubst nicht, daß dein Freund irgendetwas Großes erreichen könnte. In geheimen verachtest du dich, selbst wenn – oder gerade wenn – du deine Würde am meisten zur Schau stellst; und da du dich verachtest, kannst du nicht den achten, der dein Freund ist. Du kannst einfach nicht glauben, daß jemand, der mit dir am selben Tisch saß oder unter dem gleichen Dach wohnte, irgendetwas Großes erreichen könnte. In deiner Nachbarschaft, kleiner Mann, ist es schwierig, einen Gedanken zu fassen. Man kann nur über dich nachdenken, nicht mit dir. Denn du erstickst ja jeden großen, mitreissenden Gedanken.


  ...Doch du glaubst, was in den Zeitungen steht, ob du es verstehst oder nicht.

  Ich sage dir, kleiner Mann: du hast das Gefühl für das Beste in dir verloren. Du hast es erwürgt und du tötest es, wo immer du es in anderen entdeckst, in deinen Kindern, deiner Frau, deinem Ehemann, deinem Vater und deiner Mutter. Du bist klein und willst klein bleiben.


  ...Du bist nicht nur klein, kleiner Mann. Ich weiß, du hast "deine großen Momente" im Leben, Augenblicke der "Verzückung" und der "freudigen Erregung", des plötzlichen "Aufschwungs". Doch du hast nicht die Ausdauer, dich immer höher emporzuschwingen, dich von deiner Verzückung nach aufwärts tragen zu lassen. Du hast Angst vor dem Aufstieg, du fürchtest dich vor Höhe und Tiefe. Nietzsche hat dir das vor langer Zeit viel besser gesagt. Aber er hat dir nicht erklärt, warum d u gerade so und nicht anders bist. Er versuchte, aus dir einen Superman, einen "Übermenschen" zu machen, um das Menschliche in dir zu besiegen. Sein Übermensch wurde dein "Führer Hitler". Und du bliebst der "Untermensch".
  Ich möchte, daß du aufhörst, ein Untermensch zu sein, daß du endlich du selbst wirst. Du selbst, anstatt der Zeitung, die du liest, oder der schlechten Meinung, die du von deinem bösartigen Nachbarn zu hören bekommst. Ich weiß, daß du unwissend bist, wie es wirklich in deinem Innersten aussieht. In deinem Innersten bist du wie ein Reh oder dein Gott, dein Dichter oder dein weiser Mann. Doch du glaubst, daß du ein Mitglied der Legion, des Kegelklubs oder des Ku- Klux Klans bist. Und da du dies glaubst, handelst du danach. Auch dies wurde dir schon von anderen gesagt: von Heinrich Mann in Deutschland bereits vor 25 Jahren, in Amerika von Upton Sinclair, Dos Passos und anderen. Aber du wußtest nichts von Mann oder Sinclair. Du kennst nur den Boxchampion und Al Capone. Vor die Wahl zwischen einer Bibliothek und eine zünftige Schlägerei gestellt, würdest du dich zweifellos für die Schlägerei entscheiden.
  Du bittest um Glück im Leben, doch Sicherheit ist dir wichtiger, selbst wenn sie dir das Rückgrat oder das Leben kostet. Da du nie gelernt hast, Glück zu schaffen, es zu genießen und zu beschützen, kennst du nicht den Mut des aufrichtigen Menschen. Möchtest du wissen, kleiner Mann, wie du bist? Du hörst im Radio die Werbung für Abführmittel, Zahnpasta und Deodoranten. Doch du hörst nicht die Propagandamusik dahinter. Und du kapierst nicht die bodenlose Dummheit und den ekelerregend schlechten Geschmack dieser Dinge, die extra dafür geschaffen sind, dein Ohr zu erreichen. Hast du je aufmerksam den Späßen zugehört, die ein Conferencier über dich im Nachtclub macht? Witze über dich, über sich selbst, über deine ganze kleine erbärmliche Welt. Hör nur auf die Propaganda für Abführmittel, und du weißt, wer und wie du bist.


  Paß auf, kleiner Mann: jede dieser schäbigen Missetaten wirft ein bezeichnendes Licht auf das Elend menschlicher Existenz. Jede einzelne deiner Kleinlichkeiten läßt die Hoffnung auf eine Besserung deines Loses immer weiter in die Ferne rücken.


  ...Mit der größten Folgerichtigkeit verfehlt dein Denken stets die Wahrheit, so wie ein ausgelassener Scharfschütze ständig am Ziel vorbeischießen kann. Du glaubst das nicht? Ich werde dir beweisen, das es so ist. Du hättest schon lange Herr über deine Existenz werden können, wenn sich dein Denken in die Richtung der Wahrheit bewegen würde.





  ...So schwätzet du daher, kleiner Mann. Mit dieser Faselei stellst du bewaffnete Verbände zusammen und diese schlachten 10 Millionen Menschen, weil sie "Juden" sind, obgleich du mir nicht einmal sagen kannst, was ein Jude ist. Darum also lacht man über dich, darum meidet man dich, wenn man ernsthaft arbeiten will, darum steckst du im Morast. Wenn du das Wort "Jude" in den Mund nimmst, verschaffst du dir das Gefühl der Überlegenheit. Du mußt das tun, weil du dich in Wahrheit erbärmlich fühlst. Und du fühlst dich deshalb erbärmlich, weil du genau das bist, was du in dem vermeindlichen Juden tötest. Dies ist nur ein kleines Stück Wahrheit über dich, kleiner Mann.
  Du fühlst weniger von deiner eigenen Schäbigkeit , wenn du arrogant oder verächtlich "Jude" sagst. Erst kürzlich habe ich das herausgefunden. Du nennst jemanden einen "Juden", wenn er dir zu wenig oder zu viel Respekt abverlangt. Du bestimmst völlig willkürlich, wer als "Jude" zu gelten hat. Doch gerade dieses Recht stehe ich dir nicht zu, ob du nun ein kleiner Arier oder ein kleiner Jude bist. Nur ich selbst und niemand sonst besitzt das Recht zu bestimmen, wer ich bin. Biologisch und kulturell bin ich eine Mischung und ich bin stolz darauf das intellektuelle und physische Ergebnis aller Klassen und Rassen und Nationen zu sein. Ich bin stolz, nicht einer "reinen Rasse" oder "reinen Klasse" anzugehören wie du, nicht chauvinistisch zu sein wie du, du kleiner Faschist aller Nationen, Rassen und Klassen. Ich erfahre, daß du in Palästina einen jüdischen Techniker deshalb nicht wolltest, weil er nicht beschnitten war. Ich habe mit jüdischen Faschisten nicht mehr gemeinsam als mit allen anderen. {✦ Abschnitt fehlt in den meisten verfügbaren Büchern und PDFs – Übersetzt aus einem Buch auf Griechisch – Automatische Übersetzung mit möglichen Fehlern: Mich bewegen die hebräische Sprache, die jüdische Religion oder die jüdische Kultur nicht. Ich glaube sowohl an den Gott der Juden als auch an den Gott der Christen oder Indianer, aber ich weiß sehr gut, wo Sie Ihren gefunden haben. Ich glaube nicht, dass Juden „das auserwählte Volk“ sind. Ich glaube, dass die Juden eines Tages unter den unzähligen Menschen des Planeten verloren gehen werden, und dies wird ihnen selbst und ihren Nachkommen zugute kommen. Das hörst du nicht gern, jüdischer kleiner Mann. Sie wiederholen Ihr Judentum immer wieder, weil Sie den Juden in und um Sie herum verachten. Der fanatischste Antisemit ist der Jude selbst. Und das ist eine uralte Wahrheit. Aber ich verachte oder hasse dich nicht. Ich habe mit dir einfach nichts gemein, genauso wenig wie mit einem Chinesen oder einem Waschbären, also unserer gemeinsamen Herkunft aus der kosmischen Materie. } Warum, kleiner Jude, gehst du nur bis zu Sem [Anm. des. Übs.: ältester Sohn Noahs, Ahnherr der Semiten] zurück und nicht bis zum Protoplasma? Für mich beginnt die Existenz in der Zusammenziehung des Plasmas und nicht im Büro eines Rabbi.
  Es dauerte viele Millionen Jahre, bis du dich von einer Qualle zu einem auf dem Lande lebenden Zweibeiner entwickelt hast. Deine biologische Aberration, deine Erstarrung, hat nui sechstausend Jahre gedauert. Es wird hundert oder fünfhundert oder vielleicht fünftausend Jahre dauern, bis du deinen natürlichen Ursprung, die Qualle, wieder in dir entdeckst.



  ...So bist du, kleiner Mann. Doch niemand wagt es dir zu sagen, wie es mit dir aussieht. Denn man fürchtet dich und möchte dich nicht groß haben, kleiner Mann.



  ...Nein, kleiner Mann, du kommst nie zu deinem Helfer. Du bist beim Kartenspiel oder du schreist dich beim Boxkampf heiser oder du schuftest dich ab wie ein Sklave in einem Büro oder in einem Bergwerk. Doch nie stehst du dem bei, der dir hilft. Weißt du warum? Weil der Entdecker zunächst einzig und allein seine Gedanken vorweisen kann. Keinen Profit, keine höheren Löhne, keinen Gewerkschaftsvertrag, keine Weihnachtsgratifi luition und keine leichte Lebensweise. Alles was er auszuteilen hat, sind Sorgen , und du willst keine, well du davon schon genug hast.
  Doch wenn du lediglich wegbliebst, ohne Hilfe anzubieten oder zu leisten, würde der Forscher sich keine Gedanken um dich machen. Schließlich denkt und kümmert und entdeckt er nicht "für” dich. Er tut es, weil ihn sein Lebenstrieb dazu drängt. Er überläßt es den Parteiführern und Kirchenmännern, dich zu beaufsichtigen und zu bemitleiden. Er würde nur gerne sehen, wie du schließlich fähig wirst, dich selbst um dich zu kümmern.
  Ddch du bist nicht damit zufrieden, nicht zu helfen: du fährst dazwischen und spuckst.


  ...Doch wenn die Entdeckung einmal in der Zeitung steht, dann kommst du plötzlich angerannt. Du ernennst den Entdecker zu einem Genie, den gleichen Mann, den du gestern noch einen Schwindler, ein sexuelles Schwein, einen Scharlatan oder einen Gerne ingefährlichen genannt hast, der die öffentliche Moral untergräbt. Nun aber nennst du ihn ein "Genie"; Du weißt nicht, was ein Genie ist, wie du ebenso wenig weißt, was ein "Jude" oder "Wahrheit" und "Glück" ist? Ich werde es dir so erklären, wie es schon Jack London in MARTIN EDEN getan hat. Ich weiß, du hast es schon tausendmal gelesen, aber es noch nicht begriffen: "Genie" ist das Warenzeichen, das du deinen Produkten beim Verkauf mitgibst. Wenn der Entdecker (noch gestern ein "sexuelles Schwein" oder "verrückt") zum "Genie" wird, dann ist es leichter für dich , das Glück zu verschlingen, das er in die Welt gebracht hat. Denn nun kommen sehr viele kleine Männer und schreien zusammen mit dir: "Genie! Genie!" Und alle kommen in Massen an und fressen dir deine Produkte aus der Hand.


  ...Irrtümer haben sich unentwirrbar in Hunderttausenden von Wissenschaftlern festgesetzt; mehr noch, dem Leben selbst wurde ein gefährlicher Schaden zugefügt; denn von nun an begannst du jeden zu verfolgen, zu verleumden und anderweits zu schaden, der der Lebensfunktion auf der Spur war - einzig wegen deiner Würde, wegen deiner Professur, deiner Religion, deines Bankkontos oder deines unbescholtenen Charakters.
  Sicherlich, du legst Wert auf Genies und bist auch willens, sie zu würdigen. Doch du möchtest ein gutes Genie, eines mit Bescheidenheit und Würde, ohne närrisches Benehmen, kurz: ein dezentes, gemäßigtes und angepaßtes Genie , kein unbändiges, ungezügeltes Genie, das alle Schranken und Grenzen durchbricht. Du möchtest ein beschränktes, an seinen Flügeln gestutztes und herausgeputztes Genie, das du im Triumphzug durch die Straßen deiner Städte ziehen kannst.

  So bist du kleiner Mann. Du kannst gut Geld zusammenschaufeln und es einnehmen, doch du kannst nicht schöpferisch tätig sein.




  ...Weil dich die Panik ergreift, wenn die ursprüngliche Bewegung der LIEBE und des GEBENS in dir erwacht. Deshalb hast du Angst vor dem Schenken. Wenn du nimmst, dann hat das hauptsächlich einen Grund: ständig mußt du dich voll mit Geld, Glück, Wissen vollpumpen, weil du dich selbst leer fühlst, hungrig und unglücklich, ohne eine wirkliche Ahnung vom Wissen und auch nicht begierig darauf. Aus den gleichen Gründen läufst du ständig vor der Wahrheit weg, kleiner Mann. Sie könnte schließlich den Reflex der Liebe in dir freisetzen. Es würde dir unausweichlich zeigen, was ich dir hier nur unvollkommen beschreiben kann. Und eben das wünscht du nicht, kleiner Mann. Du möchtest einzig Konsument und Patriot sein.


  ...Schau dir doch einmal deine Patrioten an: sie gehen nicht, sie marschieren. Sie hassen ihre Feinde nicht; stattdessen haben sie "Erbfeinde”, die sie etwa alle 10 Jahre auswechseln, um sie zu "Erbfreunden" und später wieder zu Erbfeinden zu machen. Sie singen keine Lieder; sie brüllen Kampfesweisen.


  ...Liebe, Arbeit und Wissen kennen kein Vaterland, keine Zollschranken, keine Uniformen. Sie sind international und schließen die ganze Menschheit ein. Doch du möchtest ein kleiner Patriot sein, weil du dich ängstigst vor echter Liebe, vor deiner Verantwortung für deine eigene Arbeit, vor deinem Wissen.


  ..."Haltet den Dieb! Er ist ein Ausländer, ein Immigrant. Und ich bin ein Deutscher, ein Amerikaner, Däne, Norweger!"
  Ach, hör auf damit, kleiner Mann! Du bist und bleibst der ewige Ein- und Auswanderer. Du hast diese Welt ganz zufällig betreten und wirst sie wieder ganz sang-und klanglos verlassen.
Du schreist, weil du Angst hast. Du fühlst, wie dein Körper allmählich starr wird und austrocknet. Deshalb hast du Angst und rufst nach der Polizei. Aber auch die Polizei hat keine Macht über meine Wahrheit. Selbst dein Polizist kommt zu mir und beklagt sich über seine Frau und seine kranken Kinder. Wenn er seine Uniform anlegt, versteckt er damit den Mann in sich; er kann sich aber nicht vor mir verstecken; ich habe ihn auch nackt gesehen.




  ...Nun, vielleicht kannst du nachweisen, daß ich 100 Dollar zu wenig an Einkommensteuer bezahlt habe; oder daß ich zusammen mit einer Frau eine Staatengrenze überschritten habe; oder daß ich auf der Straße nett mit einem Kind geredet habe. Doch nur in deinem Mund nimmt jede dieser drei Behauptungen eine besondere Klangfarbe an, den schlüpfrigen, zweideutigen und gemeinen Klang einer niederträchtigen Tat. Und weil du nichts anderes kennst, denkst du, ich sei so wie du. Nein, kleiner Mann, ich bin nicht so wie du und ich bin es in diesen Dingen auch nie gewesen. Es macht nichts aus, ob du das glaubst oder nicht. Sicherlich, du hast einen Revolver und ich besitze das Wissen. Die Rollen sind aufgeteilt.


  ...Niemand, kleiner Mann, hat dich je gefragt, warum du nie Freiheit für dich erringen konntest oder, falls dies wirklich einmal der Fall war, warum du sie wieder sofort irgend einem neuen Herrn eopfert hast.


  ...Deine "Viva" – und "Nieder mit ihm!" – Rufe bringen dich nicht um einen Schritt deinem Ziel näher, kleiner Mann. Du glaubst, deine Freiheit sei gesichert, wenn du "die Leute an die Wand stellst". Einmal wenigstens stelle dich selbst vor einen Spiegel!



  ...Weißt du kleiner Mann, wie ein Adler empfinden würde, der plötzlich Hühnereier ausbrütet? Zuerst denkt er, er brütet kleine Adler aus, die einmal große Adler werden sollen. Doch aus den Eiern schlüpfen einzig kleine Küken. In seiner Verzweiflung hofft der Adler immer noch, die Küken werden sich schließlich doch noch als Adler heraussteilen. Doch nein, am Ende sind es nur gackernde Hennen. Als der Adler dies herausfand, hatte er nicht wenig Lust, seinem Impuls zu folgen und all die Küken und gackernden Hennen aufzufressen. Einzig ein kleiner Hoffnungsschimmer hielt ihn davon ab. Die Hoffnungnämlich, daß unter den vielen gakkernden Küken sich doch noch eines Tages ein kleiner Adler finden könnte, der sich zu einem großen Adler entwickeln würde, der so wie er fähig wäre, vom luftigen Nest in die weite Ferne zu blicken, um neue Welten, neue Ideen und neue Lebensformen zu entdecken. Nur diese kleine Hoffnung hielt den traurigen, einsamen Adler davon ab, all die gackernden Küken und Hennen aufzufressen. Sie sahen nicht, daß sie von einem Adler ausgebrütet wurden. Sie erkannten nicht, daß sie auf einem steilen Felsen lebten, hoch über den dunstigen, dunklen Tälern. Sie schauten nicht wie der einsame Adler in die Ferne. Sie fraßen und fraßen und fraßen nur, was immer der Adler ihnen nach Hause brachte. Sie wärmten sich unter seinen mächtigen Flügeln, wenn es draußen regnete und stürmte und er dem Sturm ohne Schutz trotzte. Oder wenn es gefährlicher wurde, warfen sie auf ihn spitze kleine Felsen aus dem Hinterhalt, um ihn zu treffen und zu verletzen. Als er dieser Boshaftigkeit gewahr wurde, war seine erste Regung, sie in Stücke zu zerreißen. Doch dann dachte er nach und begann sie zu bemitleiden. Irgendwann einmal, so hoffte er, würde - ja müßte - unter den vielen gackernden, hineinschlingenden und kurzsichtigen Küken ein kleiner Adler sein, der so wie er werden könnte.
  Der einsame Adler hat bis heute diese Hoffnung noch nicht aufgegeben. Und deshalb brütet er weiter kleine Küken aus.
  Du möchtest kein Adler werden, kleiner Mann, und deshalb wirst du von den Geiern aufgefressen. Du fürchtest dich vor den Adlern und so lebst du in großen Herden und wirst in grossen Mengen aufgefressen. Denn einige deiner Küken haben die Eier der Geier ausgebrütet. Und die Geier sind deine Führer gegen die Adler geworden, jene Adler, die dich in fernere, bessere Gegenden führen wollten. Die Geier lehrten dich Aas zu fressen und mit nur ein paar Weizenkörnern zufrieden zu sein. Außerdem brachten sie dir bei "Heil! Heil! Großer Geier!" zu brüllen. Nun verhungerst und stirbst du in großen Massen und du hast immer noch Angst vor den Adlern, die deine Küken ausbrüten.

  Und all dies, kleiner Mann, hast du auf Sand gebaut: dein Haus, dein Leben, deine Kultur und Zivilisation, deine Wissenschaft und Technik, deine Liebe und die Erziehung deiner Kinder. Du weißt es nicht, du möchtest es nicht wissen und du erschlägst den großen Mann, der es dir sagt.



  ..."Ein neuer, noch schrecklicherer Krieg ist ausgebrochen, obwohl wir doch den letzten Krieg gekämpft haben, um alle Kriege zu beenden. Was sollen wir tun?"
  "Die Zivilisation, auf die ich so stolz bin, Fällt auf Grund dieser Inflation in sich zusammen. Millionen Menschen haben nichts zu essen, sie verhungern, morden, stehlen, verderben und geben jede Hoffnung auf. Was sollen wir tun?"


  ...Du hattest die Wahl zwischen Nietzsches Erhöhung zum Übermenschen und Hitlers Erniedrigung zum Untermenschen. Du schriest "Heil!" und wähltest den Untermenschen.
  Du hattest die Wahl zwischen der unverfälschten demokratischen Verfassung von Lenin und der Diktatur Stalins. Du wähltest letztere.


  ...Du hattest die Wahl zwischen der grausamen Inquisation und der Wahrheit Galileis. Du hast den großen Galilei zu Tode gefoltert, indem du ihn der äußersten Erniedrigung ausliefertest, profitierst aber von seinen Entdeckungen. Im 20 Jahrhundert hast du wiederum die Inquisitionsmethoden zur vollen Blüte gebracht.


  ...Hättest du, kleiner Mann von vielen Millionen, nur ein bißchen Verantwortung übernommen, so würde die Welt anders, aussehen und deine großen Freunde würden nicht an deiner Kleinlichkeit zugrunde gehen.
  Die Dinge sind deshalb so, weil du keinerlei Verantwortung dafür übernimmst, daß dein Haus auf Sand gebaut ist.


  ...Die Antwort lautet: Bau dein Haus auf einen festen Felsen. Dieser Felsen ist deine eigene Natur, die du ständig in dir lötest: die körperliche Liebe deines Kindes, der Wunsch nach Liebe in deiner Frau, dein eigener Wunsch nach Leben, als du sechszehn warst. Tausche deine Illusionen gegen ein wenig Wahrheit ein. Jag deine Politiker und Diplomaten zum Teufel.
Vergiß deinen Nachbar und höre auf das, was in dir ist; auch dein Nachbar wird dir dankbar sein. Erzähle allen deinen Arbeitskameraden auf der ganzen Welt, daß du nur für das Leben arbeiten willst und nicht länger für den Tod.



  ...Tag für Tag, Woche für Woche, Jahrzehnt für Jahrzehnt wirst du einen Herrn nach dem anderen feiern.


  ...Die ganzen Jahrhunderte wirst du den Angebern folgen und taub und blind sein, wenn dir das LEBEN, DEIN LEBEN zuruft. Denn du fürchtest dich vor dem Leben, kleiner Mann, dir ist todangst davor. Du wirst es töten, im guten Glauben, dies dem "Sozialismus", "dem Staat", der "nationalen Ehre" oder dem "Ruhme Gottes" zuliebe zu tun. Es gibt eines, was du nicht weißt und nicht wissen willst: Dass du allein dir dein ganzes Elend schaffst, Stunde für Stunde, Tag für Tag; daß du deine Kinder nicht verstehst und ihnen das Rückgrat brichst, bevor sie überhaupt eines entwickeln konnten; daß du die Liebe wegnimmst; daß du habgierig bist und verrückt nach Macht; daß du dir einen Hund hältst, um auch "Herr" zu sein. Ganze Jahrhunderte hindurch wirst du deinen Weg verfehlen, bis du und deinesgl eichen den Massentod der allgemeinen sozialen Verelendung sterben werden; bis die Abscheulichkeit deiner Existenz in dir einen ersten, schwachen Funken von Selbsterkenntnis aufleuchten lassen wird.


  ...Du denkst, der Zweck heiligt die Mittel, selbst die schlechten Mittel. Du irrst : Das Ziel liegt bereits auf dem Pfad, auf dem du zu ihm gelangst. Jeder Schritt, den du heute machst, ist bereits dein Leben von morgen. Kein großes Ziel kann mit niederträchtigen Mitteln erreicht werden. Du hast den Beweis mit jeder sozialen Revolution geliefert. Die Gemeinheit oder Unmenschlichkeit des Weges zum Ziel macht dich selbst gemein und unmenschlich und damit das Ziel unerreichbar.


  ...Die Polizei wird hier nicht helfen, kleiner Mann. Sie kann Diebe fangen und den Verkehr regeln, aber sie kann dir nicht Freiheit verschaffen. Du hast deine eigene Freiheit selbst zerstört und zerstörst sie auch weiterhin mit unerbittlicher Beharrlichkeit. Vor dem ersten Weltkrieg gab es im internationalen Reiseverkehr keine Pässe; du konntest überall hinreisen. Der Krieg für "Frieden und Freiheit" brachte Paßkontrollen mit sich und sie belästigen dich wie Läuse. Wenn du in Europa etwa 300 Kilometer reisen wolltest, mußtest du erst die Konsulate von zehn verschiedenen Nationen um Erlaubnis angehen. Und so ist es bis auf den heutigen Tag, Jahre, nachdem der zweite Weltkrieg, der alle Kriege beenden sollte, zu Ende ging. Und so wird es auch nach dem dritten und soundsovielten Krieg sein, der alle Kriege beenden soll.
  "Hört euch das an! Er besudelt meinen Patriotismus, den Ruhm und die Ehre der Nation!"
  Bleib doch ruhig, kleiner Mann . Es gibt zweierlei Tonarten: das Sturmesheulen um Bergesspitzen und - deinen Furz. Du bist ein Furz und glaubst, nach Veilchen zu duften.


  ...Sei ruhig, teurer Kleiner Mann. Dein Leben ist viel zu armselig. Ich möchte dich nicht retten, aber ich werde trotzdem ausreden, selbst wenn du in einem weißen Nachthemd und maskiert daherkommst, mit einem Strick in deiner grausam blutigen Hand, um mich zu hängen. Du kannst mich nicht hängen, Kleiner Mann, ohne dich selbst aufzuknüpfen.


  ...So verlasse ich dich, Kleiner Mann. Ich will nicht länger für dich arbeiten, und ich möchte nicht aus Sorge für dich langsam zu Tode gequält werden. Du kannst mir nicht in die Weiten folgen, in die ich mich bewege.


  ...Aber bis heute möchte ich dich nicht zum Reisegefährten haben. Als solcher bist du nur in den Kneipen harmlos, nicht dort, wo ich gehe.

  "Nieder mit ihm! Er verhöhnt die Zivilisation, die ich, der Mann auf der Straße, aufgebaut habe. Ich bin ein freier Mann in einer freiheitlichen Demokratie. Hurrah!"
  Du bist nichts, Kleiner Mann, überhaupt nichts . Nicht du hast diese Zivilisation aufgebaut, sondern eine Handvoll deiner ehrbaren Herren. Du hast gar keine Ahnung, was du baust, selbst wenn du einen entsprechenden Beruf ausübst.


  ...Nein, Kleiner Mann, du paßt nicht auf, wenn die Wahrheit spricht, du hörst nur hin, wo Krach gemacht wird. Und dann schreist du: Heil! Du bist feige und grausam, ohne jeden Sinn für wahre Pflicht, nämlich die, menschlich zu sein, die Menschlichkeit zu schützen. Du bist schwach, wenn es gilt, den Wissenden nachzuahmen und so gut bei der Imitation des Räubers. Deine Filme, Radioprogramme und "comic books” sind voll von Morden.
  Du wirst dich und deine Kleinkariertheit durch die Jahrhunderte schleppen müssen, bevor du dein eigener Herr werden kannst. Ich trenne mich von dir, um besser deiner Zukunft dienen zu können. Denn auf Distanz kannst du mich nicht umbringen, außerdem hast du mehr Respekt für meine Arbeit, wenn sie in einiger Entfernung von dir ist. Du verachtest das, was in deiner Nähe ist.


  ...Ich weiß, Kleiner Mann, daß du schnell mit der Diagnose "verrückt” bei der Hand bist, wenn du auf eine unangenehme Wahrheit stößt. Und du fühlst dich selbst als "homo normalis". Du hast die Verrückten hinter Gitter gebracht und die normalen Menschen verwalten diese Welt. Wer ist dann ah all dem Elend schuld? Du nicht natürlich; du tust nur deine Pflicht und wer bist du, daß du eine eigene Meinung haben kannst? Ich weiß schon, du brauchst es nicht zu wiederholen. Nicht du zählst, Kleiner Mann. Aber wenn ich an deine neugeborenen Kinder denke, wie du sie quälst, um sie zu "normalen” Menschen zu machen nach deinem Bild, dann bin ich versucht, wieder in deine Nähe zu kommen, um dein Verbrechen zu verhindern. Aber ich weiß auch, daß du für Selbstschutzmaßnalimen gesorgt hast durch deine Institution eines Ministeriums für Erziehung.


  ...Vor ungefähr hundert Jahren lerntest du es, den Physikern nachzuplappern, die Maschinen bauten und behaupteten, es gäbe keine Seele. Dann kam ein großer Mann und zeigte dir deine Seele, nur kannte er den Zusammenhang zwischen deiner Seele und deinem Körper nicht. Deine Antwort: "Lächerlich! “Psychoanalyse!” Scharlatanerie! Man kann den Urin analysieren, aber nicht die Psyche". Du sprachst so, weil du in der Medizin nichts anderes leisten konntest als Urinanalysen. Der Kampf für deine Seele dauerte etwa vierzig Jahre. Ich kenne diesen harten Kampf, weil auch ich ihn für dich gekämpft habe. Eines Tages entdecktest du, daß man mit dem erkrankten menschlichen Geist eine Menge Geld machen kann. Man braucht nur einen Patienten täglich für eine Stunde über einen Zeitraum von einigen Jahren zur Visite bestellen und ihn pro Stunde eine bestimmte Summe zahlen lassen.
  Seit dieser Zeit und nicht eher begannst du an die Existenz der Seele zu glauben.


  ...Und du bleibst der "kritische" Kleine Mann, der Heil schreit, hier wie dort. Du erinnerst dich, was du über die Entdeckung sagtest, daß die Erde nichl still steht, sondern sich dreht und im Weltraum bewegt? Deine Antwort war der dumme Witz, daß nun die Gläser vom Tablett eines Obers fallen würden. Das liegt einige Jahrhunderte zurück und du hast es natürlich vergessen, Kleiner Mann. Alles was du von Newton weißt, ist, daß "er einen Apfel vom Baum fallen sah", und von Rousseau, daß er "zurück zur Natur" wollte. Von Darwin lerntest du nur, daß "der Stärkste überlebt", nicht aber, daß du vom Affen abstammst. Von Goethes Faust, den du so gern und freimütig zitierst, hast du nur soviel begriffen wie eine Katze von Mathematik. Du bist dumm und eingebildet, leer und affig, Kleiner Mann. Du verstehst es immer wieder, dich dem Wesentlichen zu entziehen und das zu übernehmen, was falsch ist.


  ...Nein, du warst natürlich rein und weiß, deine Vorfahren kirnen auf der Mayflower nach Amerika, du bist "Tochter dieser oder jener Revolution", ein Nord- oder Südstaatler, dessen Großvater dadurch reich wurde, daß er afrikanische Neger in Ketten nach Amerika schleppte. Wie harmlos, rein und weiß du bist und wie wenig du den Neger begehrst, arme kleine Frau. Du elender Feigling, du Nachkomme einer kranken Rasse von Sklavenjägern, du Abkömmling eines grausamen Cortez, der Tausende von treuherzigen Azteken in eine Falle lockte, um sie aus dem Hinterhalt zu erschießen.


  ...Du kannst mir keine Geschichten erzählen, Kleine Tochter der Revolution; ich habe dich nackt gesehen.
  Du bist feige wie immer. Das Glück der Menschheit lag in deinen Händen und du hast es verspielt.


  ...Ich habe euch nur gezeigt, wo ihr klein und schändlich seid, Kleiner Mann und Kleine Frau. Ich habe noch nicht einmal deine Nützlichkeit und Wichtigkeit erwähnt. Glaubst du ich würde eine lebensgefährliche Rede halten, wenn du nicht wichtig wärst. Deine Kleinlichkeiten und Gemeinheiten erscheinen um so schrecklicher, wenn sie im Licht deiner Bedeutung und ungeheuren Verantwortlichkeit gesehen werden. Man sagt, du seist dumm. Ich sage, du bist zwar klug, aber feige.


  ...Dein Denken ist zu kurzsichtig, Kleiner Mann, es reicht gerade vom Frühstück bis zum Mittagessen. Du mußt lernen nach rückwärts in Jahrhunderten und nach vorwärts in Jahrtausenden zu denken. Du mußt in Begriffen des lebendigen Lebens denken lernen, im Sinne deiner Entwicklung von den ersten Schichten dos Plasmas zu einem Tiermensch, der zwar aufrecht geht, aber noch nicht richtig denken kann. Du kannst dich nicht einmal an Geschehnisse vor 10 oder 20 Jahren erinnern und so wiederholst du ununterbrochen dieselben Dummheiten, die du vor 2000 Jahren von dir gabst. Mehr noch als das, du klammerst dich an deine Dummheiten, die da "Rasse", "Klasse", "Nation", religiöser Zwang und Unterdrückung der Liebe heißen, wie sich eine Laus in einem Pelz festsetzt.
Du wagst nicht zu sehen, wie tief du im Morast deines Elends steckst. Hin und wieder hebst du deinen Kopf aus dem Morast heraus und brüllst: Heil ! Das Quaken eines Frosches in einem Sumpf ist lebensnaher.


  ...Und als der zweite große Krieg zu Ende ging, befandest du dich genau dort, wo du an seinem Anfang standest. Vielleicht ein bißchen mehr "links" als "rechts", aber keinen Millimeter WEITER VORN!


  ...Und da du lebensgefährlich bist, da man sich in deiner Nähe nicht an die Wahrheit halten kann, ohne von hinten erstochen zu werden und Dreck ins Gesicht geworfen zu bekommen, habe ich mich von dir getrennt. Ich wiederhole: nicht von deiner Zukunft, aber von deiner Gegenwart. Nicht von deiner Menschlichkeit, aber von deiner Unmenschlichkeit und Kleinlichkeit.
  Nur für das lebendige Leben bin ich noch bereit, irgendwelche Opfer zu bringen, nicht länger für dich, Kleiner Mann.


  ...Denn inzwischen haben wir erkannt, wie die emotionale Pest arbeitet. Sie bezichtigt Polen der Aggressionsabsichten gerade dann, als der Entschluß gefallen war, Polen anzugreifen. Sie klagt den Gegener der Mordabsichten an, wenn der Entschluß vorliegt, ihn zu ermorden.


  ...Du bist brutal hinter deiner Maske der Geselligkeit und Freundlichkeit, Kleiner Mann.


  ...Hast du je ein neugeborenes Japanerbaby in deinen Armen gelullten, Kleiner Patriot? Nein? Jahrhundertelang noch wirst du japanische Spione aufhängen, amerikanische Piloten, russische Bäuerinnen, deutsche Offiziere, englische Anarchisten und griechische Kommunisten; du wirst sie erschießen, auf den elektrischen Stuhl bringen oder in Gaskammern; doch nichts davon wird die Verstopfung deiner Gedärme und deines Geistes ändern, deine Liebesunfähigkeit, deinen Rheumatismus oder deine Geisteskrankheit. Keine Erschießungen und Henkereien werden dich aus deinem Morast herausziehen. Sie dich selbst an, Kleiner Mann. Es ist deine einzige Hoffnung.


  ...Weißt du, Kleiner Mann, wie eine Wanze im Nordlicht aussieht? Nein? Das dachte ich nicht. Eines Tages wird es strenge Gesetze gegen das menschliche Wanzentum geben, strenge Gesetze zum Schutz von Wahrheit und Liebe. So wie du heute halbwüchsige Liebende in die Besserungsanstalt schickst, wird man dich eines Tages in eine Anstalt stecken, wenn du anständigen Leuten deinen Dreck ins Gesicht wirfst. Es wird andere Richter und Staatsanwälte geben, die nicht ein formalistisches Scheinrecht vertreten, sondern wahre Gerechtigkeit und Güte. Es wird strenge Gesetze zum Schutz des Lebens geben, denen du wirst gehorchen müssen, egal, wie sehr du sie haßt. Ich weiß, daß du noch drei, fünf oder zehn Jahrhunderte ein Träger der emotionalen Plage sein wirst, der Verleumdung, der Intrige, der Diplomatie und Inquisition. Doch am Ende wirst du deinem eigenen Reinlichkeitssinn unterliegen, der noch so tief in dir begraben liegt, daß er unzugänglich ist.
  Ich sage dir, kein Kaiser, kein Zar, kein Vater aller Proletarier war in der Lage, dich zu erobern. Sie haben es nur geschafft, dich zu versklaven, aber keiner von ihnen konnte dir deine Kleinlichkeit rauben. Was dich erobern wird, ist dein Sinn für Sauberkeit, deine Sehnsucht nach Leben. Darüber gibt es keinen Zweifel, Kleiner Mann. Gereinigt von deiner Kleinheit und Kleinlichkeit, wirst du anlängen zu denken. Freilich dieses Denken wird anfangs Mitleid erregend, irrig und ziellos sein; doch dann wirst du langsam ernsthaft denken. Du wirst lernen, die Qual ertragen, die dein Denken mit sich bringt, genau wie ich und andere die Qual zu tragen haben, über dich nachzudenken; jahrelang, wortlos, mit zusammengebissenen Zähnen. Diese unsere Qual wird dich zum Denken bringen. Wenn du rinmal mit dem Denken begonnen hast, wirst du nicht aufhören, dich über die letzten 4000 Jahre der "Zivilisation" zu wundern. Du wirst es nicht fassen können, daß deine Zeitungen über nichts anderes schrieben als über Paraden, Ordensverleihungen Schießereien, Henkerei, Diplomatie, Schikane, Mobilmachungen Demobilisierungen und wieder Mobilmachungen, Pakte, militäirische Ausbildungen und Bombardements, und all das ließ dich nicht rot sehen. Du hättest Klarheit über dich erlangt, wenn du nicht das ganze Zeug geduldig wie ein Lamm verschlungen hättest. Doch lange Zeit wirst du nicht schlucken können, daß du Jahrhunderte hindurch all das Zeug nachäfftest und nachplappertest, daß du deine richtigen Ansichten darüber für falsch hieltest und deine falschen Vorstellungen für patriotisch.








  EIN BLICK IN DIE ZUKUNFT


  ...Doch, Kleiner Mann, du hast Tiefe in dir, du weißt es nur nicht. Du hast furchtbare Angst vor deiner eigenen Tiefe und deshalb fühlst du und siehst dusie nicht.
Deshalb wird dir schwindelig, wenn du in die Tiefe siehst und du wankst, als stündest du am Rand eines Abgrundes. Du hast Angst abzustürzen und deine "Individualität" zu verlieren, solltest du dich gehen lassen. Mit den besten Absichten, dich selbst zu erreichen, stößt du immer auf dasselbe: den kleinen, grausamen, neidischen, glerigen, diebischen Menschen. Wenn du nicht tief in deiner Tiefe wärest, Kleiner Mann, hätte ich nicht diese Rede für dich geschrieben. Ich kenne diese Tiefe in dir, denn ich habe sie entdeckt, als du zu mir, dem Arzt, mit deinen Sorgen kamst. Diese Tiefe in dir ist deine große Zukunft. Deshalb kann ich dir sagen, was du sicherlich in der Zukunft nicht mehr tun wirst, weil du nicht begreifen wirst, wie es möglich war, daß du in einem Zeitraum viertaudendjähriger Unkultur all das tun konntest, was du getan hast. Willst du nun zuhören?
  "Also gut. Warum soll ich mir nicht eine kleine nette Utopie anhören?"
  Hör zu. Du verbirgst dich hinter der Legende vom Kleinen Mann, weil du Angst hast, vom Strom des Lebens ergriffen zu werden und weil du dich fürchtest, schwimmen zu müssen und sei nur zum Heil deiner Kinder und Kindeskinder.


  ...Was du "öffentliche Meinung" nennst, Kleiner Mann, ist die Totalsumme aller Meinungen aller kleinen Männer und Frauen. Jeder kleine Mann und jede kleine Frau hat eine richtige und eine falsche Meinung. Falsche Meinungen haben sie, weil sie sich vor den falschen Meinungen anderer kleiner Männer und Frauen fürchten. Deshalb kommen die richtigen Meinungen nicht zu Wort.


  ...Du hast recht. Kleiner Mann. Wenn die Hunnen dieser oder jener Nation dich angreifen, wirst du zum Gewehr greifen müssen. Aber du siehst nicht, daß die "Hunnen" aller Nationen nur Millionen anderer kleiner Leute sind, die fortwährend "Heil" schreien, wenn Prinz Inflatus, acr die Arbeit nicht kennt, sie zu den Fahnen ruft; daß sie wie du glauben, sie würden nicht zählen und sagen: "Wer bin ich, daß ich eine eigene Meinung haben könnte?"
  ...Sobald du weißt, daß du jemand bist , daß du eine richtige eigene Me inung hast, daß dein Feld und deine Fabrik dem Leben dienen und nicht dem Tod, dann wirst du deine Frage selbst beantworten können. Du wirst dafür überhaupt keine Diplomaten brauchen. Anstatt weiter "Heil" zu brüllen und das Grab des "Unbekannten Soldaten’’ zu schmücken, anstatt es deinem Prinzen Inflatus oder deinem Marschall aller Proletarier zu gestatten, auf deinem nationalen Bewußtsein herumzutrampeln, solltest du dich ihnen mit deinem Selbstvertrauen und deinem Bewußtsein von deiner Arbeit entgegenstellen. (Ich kenne deinen "Unbekannten Soldaten" gut, Kleiner Mann. Ich lernte ihn kennen, als ich in den italienischen Bergen kämpfte. Er ist derselbe kleine Mann wie du, der überzeugt war, keine eigene Meinung zu haben und der sagt: "Wer bin ich überhaupt...")


  ...Du denkst immer noch nicht richtig, Kleiner Mann. Glaubst du etwa, Prinz Inflatus, der Ritter in strahlender Rüstung, baut deine Atombomben? Nein, es sind wiederum nur kleine Leute, die "Heil"brüllen, anstatt aufzuhören, Atombomben zu produzieren. Du siehst, es läuft immer auf ein und dasselbe hinaus, auf dich, Kleiner Mann und auf dein Denken, sei es richtig oder falsch.


  ...Du verirrst dich im Labyrinth deiner eigenen Erfindung und lindest deinen Ausgang iiicht, weil du in die falsche Richtung blickst und denkst.


  ...Es liegt ganz an dir, Kleiner Mann, ob du in den Krieg mußt oder nicht. Wenn du nur wüßtest, daß du für das Leben und nicht für den Tod arbeitest. Wenn du nur wüßtest , daß alle Kleinen Leute auf dieser Erde dir aufs Haar gleichen, was ihre guten als auch schlechten Seiten betrifft.
  Früher oder später - alles hängt von dir ab - wirst du nicht länger "Heil" schreien, und du wirst nicht länger deine Felder bebauen, damit ihr Weizen zerstört wird , oder in Fabriken arbeiten, auf die sich Kanonen richten.


  ...Sage ihnen, daß du keine Zeit für ihren Krieg hast, daß du wichtigere Dinge zu tun hast. Umzäune ein beträchtliches Gebiet außerhalb jeder großen Stadt dieser Erde, dort können sich die Diplomaten und Marschälle persönlich umbringen. Das, Kleiner Mann, würde deine Aufgabe sein, wenn du nicht mehr "Heil" brülltest, nicht derüberzeugung wärest, daß du niemand bist und keine eigene Meinung hast.
  Alles liegt in deiner Hand, dein Leben und das deiner Kin der, dein Hammer und dein Stethoskop.


  ...wenn du dein Leben nach den Gedanken großer Männer anstatt nach den Verbrechen großer Krieger ausrichten wirst; ... wenn du deine Fehler im Denken rechtzeitig einsehen wirst und nicht zu spät wie heute; wenn du dich durch Wahres erhoben fühlst und Horror vor Formalitäten hast; wenn du eine direkte Beziehung zu deinen Arbeitskollegen hast und nicht erst eine über Diplomaten;


  ...Du brauchst Rat und Anleitung, Kleiner Mann. Du hast Rat und Anleitung - gute wie schlechte - Jahrtausende hindurch bekommen. Nicht wegen schlechter Ratschläge befindest du dich immer noch in deinem Elend, sondern wegen deiner Borniertheit. lch könnte dir gute Ratschläge geben, aber wie du denkst und bist, wärest du nicht in der Lage, sie im Interesse aller in die Tat umzusetzen.
  Angenommen, ich würde dir raten, mit dem diplomatischen Vertreterwesen Schluß zu machen und es zu ersetzen durch Solidarität im beruflichen und persönlichen Bereich, Solidarität mit allen Schuhmachern , Tischlern, Maschinisten, Technikern , Ärzten, Erziehern, Schriftstellern, Verwaltungsleuten, Bergleuten, Bauern {✦ aller Länder // Die vorherigen Wörter ersetzten den folgenden Abschnitt, der in den meisten verfügbaren Büchern & PDFs fehlt – Übersetzt aus einem Buch auf Griechisch: in England, Deutschland, Russland, USA, Argentinien, Brasilien, Palästina, Arabien, Türkei, Skandinavien, Tibet, Indonesien und so weiter } ; alle Schuhmacher der Welt entscheiden zu lassen, welches der beste Weg ist, um alle chinesischen Kinder mit Schuhen auszustatten; alle Bergleute selbstständig herausfinden zu lassen, wie man verhindert, daß die Menschen frieren; die Erzieher aller Länder und Nationen herausfinden zu lassen, wie alle neugeborenen Kinder zu bewahren sind vor späterer Impotenz und Geisteskrankheit etc. Was würdest du tun, Kleiner Mann, wenn du mit diesen alltäglichen Dingen des menschlichen Lebens konfrontiert wärest?


  ..."Bin ich denn gar nichts? Du läßt keinen einzigen positiven Zug an mir gelten. Schließlich arbeite ich hart, sorge für meine Frau und meine Kinder, führe ein anständiges Leben und diene meinem Vaterland. So schlecht kann ich doch nicht sein!"
  Ich weiß, daß du ein anständiges, solides, fleißiges Wesen bist, wie eine Biene oder Ameise. Ich habe lediglich den kleinen Mann in dir enthüllt, der dein Leben zugrunderichtet und zwar schon seit Jahrtausenden. Du bist GROSS, Kleiner Mann, wenn du nicht klein und borniert bist. Deine Größe, Kleiner Mann, ist die einzige Hoffnung, die übrig geblieben ist.


  ...Und du bist groß, wenn du zu deinem Freund sagst:
  "Ich danke meinem Schicksal, daß es mir gegeben war, mein Leben frei von Schmutz und Gier zu leben ... daß ich nicht teilhatte am Klatsch bösartiger Nachbarn ... daß ich in wirren Zeiten meinen Richtungssinn nicht verlor und daß mein Leben einen Sinn hatte."


  ...Dann wünsche ich glühend, dieses Leben würde lernen, auf seinen Rechten zu beharren, verhärtete und furchtsame Seelen zu verwandeln, welche die Kanonen dröhnen lassen. Sie tun es nur, weil ihnen das Leben entwichen ist. Und ich umarme meinen kleinen Sohn, der mich fragt: "Vater, die Sonne ist untergegangen. Wohin ist sie verschwunden? Wird sie bald zurückkommen?" Und ich werde ihm sagen: "Ja, mein Sohn, sie wird bald zurücksein, um uns zu wärmen."




  Ich bin am Ende meines Gesprächs mit dir angelangt. Kleiner Mann. Es gibt noch soviele Dinge, die ich dir erzählen könnte. Doch wenn du dieses Gespräch aufmerksam und ehrlich gelesen hast, wirst du dich sogar in den Bereichen, die ich dir nicht gezeigt habe , als den Kleinen Mann sehen. Denn es ist Immer dieselbe Eigenschaft, die alle deine bornierten Handlungen und Gedanken durchzieht.
  Was du auch mit mir gemacht hast oder in der Zukunft machen wirst, ob du mich nun als Genie in den Himmel hebst oder mich in eine Heilanstalt steckst, ob du mich als deinen Retter anbetest oder als Spion aufhängst, früher oder später wird dich die Notwendigkeit dazu zwingen einzusehen, daß ich die Gesetze des Lebens entdeckt und dir das Handwerkszeug gegeben habe, damit du damit dein Leben meistern kannst, mit einem bewußten Ziel, wo du vorher nur in der Lage warst, Maschinen zu beherrschen. Ich bin ein treuer Ingenieur deines Organismus gewesen. Deine Enkel werden in meine Fußstapfen treten und gute Ingenieure der menschlichen Natur sein. Ich habe dir den unendlich weiten Bereich des Lebens in dir erschlossen, den deiner kosmischen Natur. Das ist mein großes Verdienst.
  Die Diktatoren und Tyrannen, die Schlauberger und Giftschlangen, die Mistkäfer und Coyoten werden erleiden, ihnen ein betagter Weiser einst prophezeite:


  Ich legte den Samen heiliger Worte
  in diese Welt.
  Wenn lange schon der Palmenbaum verdorrt,
  der Stein zerfallen;
  Wenn lange schon der Herrscher Glanz
  davon geweht gleich welken Blättern;
  Durch jede Flut viel tausend Archen
  werden tragen mein Wort:
  Es wird bestehn!















 Du, der du für alles einen Grund weißt,
sag mir, weshalb tust du das alles?





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